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Eichenprozessionsspinner

Mai 2024 | newsletter

Eichenprozessionsspinner

Wie gefährlich sind Eichenprozessionsspinner?

Durch die Klimakrise breitet sich der Eichenprozessionsspinner immer weiter in Deutschland aus. Auch Hessen erobert die kleine Raupe. Wenn Sie gerne in Parks, Wäldern und Straßen mit vielen Eichen spazieren gehen oder joggen, sollten Sie diese Gebiete ab Mai sicherheitshalber meiden. Denn vor allem die giftige Behaarung der Eichenprozessionsspinner birgt eine große gesundheitliche Gefahr.

Was ist ein Eichenprozessionsspinner?

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Forstschädling, der mit Vorliebe Eichen und seltener auch andere Baumarten wie die Hainbuche befällt. Die Raupen schlüpfen je nach Witterung Mitte April bis Anfang Mai und versammeln sich nestartig an zusammengesponnenen Blättern oder Zweigen. Anschließend durchlaufen sie fünf bis sechs Entwicklungsstadien. Da es die Raupen gerne sonnig haben, sind meist Bestandsränder oder freistehende Bäume betroffen. Die älteren Raupen ziehen sich Mitte Juni am Tage und zur Häutung in die bis zu einem Meter langen Gespinstnester zurück. Diese Nester sind gefüllt mit Kot und alten Larvenhäuten. Von dort aus begeben sie sich auf Nahrungssuche. Dabei wandern 20 bis 30 Tiere nebeneinander her und bilden eine „Prozession“. Ende Juni ziehen sich die Raupen zur Verpuppung zurück. Diese Puppenruhe dauert etwa drei bis fünf Wochen. Im August schlüpfen dann die Falter. Nach der Eiablage im frühen Herbst entwickeln sich die Jungraupen bereits in den Eiern, in denen sie auch überwintern. Fressfeinde hat der Eichenprozessionsspinner zwar reichlich, allerdings verringert sich damit das Problem erst nach mehreren Zyklen. Die bereits vorhandenen Gespinstnester betrifft dies nicht.

Welche Gefahr geht vom Eichenprozessionsspinner aus?

Die Gefahr geht hauptsächlich von den Gespinstnestern aus. Sie ist während der Fraßzeit von Mai bis Juni zwar eindeutig am größten. Die Nester können allerdings über mehrere Jahre als feste Gebilde bestehen bleiben. Sie stellen in der ganzen Zeit eine latente Gefahr für den Menschen dar. Die Raupen bilden ab dem dritten Larvenstadium Brennhaare, die bei günstiger Witterung auch über weite Strecken durch die Luft getragen werden. Sie besitzen eine lange Haltbarkeit und reichern sich in der Umgebung, im Unterholz und am Boden an. Auch an Kleidern und Schuhen bleiben sie haften und lösen bei Berührung stets neue und meist heftige Reaktionen aus.

Welche Symptome treten nach einem Kontakt auf?

Nach einem Kontakt mit den Brennhaaren können ganz unterschiedliche Symptome auftreten: von lokalen Hautausschlägen über Quaddeln am ganzen Körper, Bronchitis und Asthma bis zum allergischen Schock. Dabei kann die Intensität der Reaktionen bei mehrfachem Kontakt stetig ansteigen. Besonders anfällig sind dünne Hautstellen im Gesicht, am Hals und in der Arm- oder Beinbeuge. Oft bleiben auch an den betroffenen Hautpartien Narben zurück.

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders betroffen sind diejenigen, die beruflich Gehölzpflegearbeiten durchführen oder im Wald arbeiten. Hierzu gehören Land- und Forstwirte, Straßenwärter, Bauhofmitarbeiter, Beschäftigte in Landschaftspflegebetrieben und Freizeiteinrichtungen wie Tierparks, Campingplätzen oder Schwimmbädern. Aber auch Erholungssuchende oder Anwohner*innen von Waldgebieten und Parkanlagen sind gefährdet. Dadurch, dass die Nester meist auf relativ freistehenden Bäumen zu finden sind, sind auch Spielplätze in Ortslagen und Kindergärten relativ häufig betroffen. Das wiederum kann zu einer erheblichen Gefährdung der Kinder führen. Nicht immer sind die Nester sofort oder einfach zu erkennen. Befinden sie sich noch dazu am Stamm, besteht das Risiko, dass neugierige Kinder sie berühren wollen.

Was tun, wenn man ein Gespinstnest entdeckt?

Sobald Sie ein Gespinst entdecken, vermeiden Sie jegliche Annäherung an den befallenen Baum und umgehen Sie den Bereich großräumig. Melden Sie Ihre Entdeckung sofort der Kommune! Berühren Sie auf gar keinen Fall die Nester oder gar die Raupen. Auch wird ein anschließender Kleiderwechsel und ein Duschbad mit Haarreinigung dringend empfohlen. Falls trotz aller Vorsichtsmaßnahmen allergische Reaktionen auftreten, suchen Sie sich sofort ärztliche Hilfe. Falls Sie vor Ort verantwortlich sind: Sperren Sie ggf. als Sofortmaßnahme den Bereich weiträumig ab! Verhindern Sie, dass Personen, insbesondere Kinder, in die Nähe des Gespinstnestes gelangen!

Schutzmaßnahmen gegen Gesundheitsschäden durch Brennhaare

Organisatorische Maßnahmen gegen Gesundheitsschäden
• Der Aufenthalt in befallenen Bereichen ist zu vermeiden
• Eichen sind vor Forstarbeiten auf Befall zu kontrollieren
• Jeglicher Hautkontakt mit Raupen und Nestern ist zu vermeiden
• Befallene Bereiche sind ggf. abzusperren und mit Gefahrhinweisen auszuschildern
• In befallenen Bereichen während der Arbeit nicht essen, trinken und rauchen
• Die Hände regelmäßig und außerdem bei Verdacht auf Verunreinigung mit Brennhaaren reinigen, dabei die Hautpflege gemäß Hautschutzplan beachten
• Pausenbereiche nicht mit verunreinigter Arbeitskleidung betreten
• Persönliche Schutzausrüstung (PSA) unmittelbar nach Gebrauch sachgerecht ablegen, z. B. Schutzanzüge mit der Außenseite nach innen umkrempeln und in verschließbaren Beuteln, Tragetaschen oder anderen Behältern verstauen
• PSA und mit Brennhaaren verunreinigte Arbeitsmittel einschl. Kraftfahrzeugen sind sachgerecht zu reinigen
• Verunreinigte Kleidung bei mindestens 60 °C waschen, um das Nesselgift zu inaktivieren

Persönliche Schutzausrüstung (PSA, Empfehlung)

PSA sollte als Schutzmaßnahme erst dann Anwendung finden, wenn
• andere Maßnahmen wie Zutrittsvermeidung nicht möglich sind oder
• Arbeiten wie Bekämpfung und Baumschnitt nur durch Betreten des befallenen Gebietes möglich sind.

Wir empfehlen weiterhin:

• Atem- und Augenschutz sollten mindestens aus Atemschutzmaske FFP2 mit Ausatemventil und Korbbrille bestehen (s. BGR 190 und BGR 192).
• Ein körperbedeckender Schutzanzug mit Kopfbedeckung, z.B. Chemikalienschutzanzug gemäß DIN EN 14605 Typ 4B sowie geschlossenes, leicht zu reinigendes Schuhwerk, z. B. Nitrilstiefel gemäß EN 13832-3 und impermeable Schutzhandschuhe mit einer den  vorgesehenen Arbeiten angemessenen mechanischen Belastbarkeit sollten getragen werden.

Verhalten beim Auftreten von Beschwerden

Bei Beschwerden durch Brennhaare oder Verdacht darauf ist ein Arzt aufzusuchen. Dieser ist darüber zu informieren, dass EPS-Brennhaare die Ursache der Beschwerden darstellen könnten.

Nach Kontakt bzw. Kontamination:

• Sofort die Kleider wechseln, getragene Kleidung gründlich waschen
• Ausgiebig duschen und Haare waschen, zumindest aber gründlich mit Wasser abspülen
• Augen mit viel Wasser spülen, ggf. Augenspülflasche benutzen.
• Bei Beschwerden Arzt aufsuchen, diesen über den Raupenkontakt informieren.
• Bei schweren allergischen Reaktionen mit Asthma und Atemnot Rettungsdienst mit Notarzt verständigen.

Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners

Wirksame Maßnahmen zur EPS-Bekämpfung sind Biozid-behandlungen gegen Raupen sowie Entfernung der Gespinstnester.
Raupen werden mit chemischen oder biologischen Bioziden vorzugsweise zwischen Schlupf und dritter Häutung bekämpft. Brennhaare treten ab der dritten Häutung auf, bis zur Verpuppung finden fünf bis sechs Häutungen statt. Zusätzlich zu den hier genannten Schutzmaßnahmen können weitere notwendig sein.
Generell gilt: Die Gespinstnester sollten beim Entfernen abgesaugt werden (Staubklasse H, ggf. Vorabscheider), dadurch verringert sich die Gefahr des Aufwirbelns von Brennhaaren im Vergleich zu anderen Verfahren.
Das Umweltbundsamt hat weitere Informationen zum Eichen-prozessionsspinner, zum Gesundheitsschutz vor Brennhaaren der Larven und zu deren Bekämpfung zusammengestellt.

Quellen: ukh.de; baua.de; svlfg.de; komnet.nrw.de

Trebbinchen 3b
15926 Heideblick
Telefon: +49 35455 – 867820
Telefax: +49 35455 – 867828
E-Mail: info@borch.info

Geschäftsführerin: Jeannette Borch

Praxis für Arbeits- & Präventivmedizin
PAPmed

Dr. Med. Michael Schmitz-Rode

Geisbergstr. 38
10777 Berlin-Schöneberg
Telefon: +49 (800) 000-1966
Telefax: +49 (30) 453101-28
E-Mail: info@betriebsarzt-berlin.de
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